Kräht der Hahn früh auf dem Mist… - Tierische Bauernregeln
Eine der wohl bekanntesten Bauernregeln, auch wenn sie rein scherzhafter Natur ist: „Kräht der Hahn früh auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist.“ Aber sind Bauernregeln tatsächlich nur scherzhaft gemeint oder steckt nicht auch etwas Wahrheit in ihnen?
Tatsächlich ist es so, dass die Bauernregeln oft auf langjährigen Wetterbeobachtungen fußen und somit einen wahren Kern haben. Bekannt ist z.B. die „Siebenschläferregel“. „Regnet es am Siebenschläfertag, so regnets noch sieben Wochen danach.“ Nimmt man sie wörtlich: „So wie das Wetter am Siebenschläfer (27.6.) ist, so wird es sieben Wochen sein“, so hat sie meteorologisch überhaupt keine Aussagekraft. Das liegt nicht daran, dass aufgrund einer Kalenderreform der Siebenschläfer eigentlich Anfang Juli ist, sondern dass man an einem einzelnen Tag nicht das Wetter der nächsten 7 Wochen festmachen kann. Betrachtet man allerdings die Witterung Ende Juni/Anfang Juli, so hat man herausgefunden, dass sich in Süddeutschland in bis zu 70% der Fälle diese Witterung bis Anfang August fortsetzt. Doch was hat das Ganze mit dem possierlichen Tier zu tun? Nichts! Der Tag wurde nach sieben Brüdern benannt, die während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius im Jahr 251 Zuflucht in einer Höhle bei Ephesus suchten. Dort ließ sie der grausame Kaiser einmauern. Der Legende nach sollen die Brüder dort 195 Jahre geschlafen haben, bevor sie durch eine zufällige Öffnung der Höhle entdeckt wurden – unversehrt und lebend.
„Wenn die Schwalben niedrig fliegen, werden wir bald Regen kriegen“, heißt es über die Vögel. Auch diese Bauernregel hat einen wahren Kern: Schwalben fressen gerne Insekten. Diese fliegen bei trockenen und warmen Wetter in größeren Höhen, bei kühleren, feuchten und windigen Bedingungen dagegen eher in Bodennähe. Sonnenschein an mehreren Tagen hintereinander gibt es vor allem bei stabilen Hochdruckwetterlagen. Lässt der Hochdruckeinfluss nach, halten sich viele kleinste Organismen und damit auch Schwalben in niedrigerer Flughöhe auf.
„Frösche auf Stegen und Wegen deuten auf baldigen Regen.“ Früher fingen sich manche Kinder einen „Wetterfrosch“, um ihn im Glas zu halten. Bei gutem Wetter kletterte der Frosch auf der Leiter nach oben, bei schlechtem Wetter blieb er unten hocken. Das Gleiche lässt sich am Wegesrand beobachten. Wenn die Laubfrösche auf den Blättern oder Stängeln der Pflanzen hocken, ist dies ein Indiz für weiteren Sonnenschein. Sitzen sie auf dem Boden, ist Mistwetter im Anmarsch. Nun sind Frösche keineswegs Sonnenanbeter. Sie klettern nach oben, um Beute zu machen. Denn bei gutem Wetter heben die Fliegen ab. Doch woher weiß der Frosch, wie das Wetter wird? Biologen vermuten, dass die Frösche in ihren Luftsäcken den barometrischen Druck spüren können. Der Luftdruck ist ein zuverlässiger Wetterindikator. Ein Tiefdruckgebiet bringt bekanntlich Regen und ein Hoch Sonnenschein. Auch bei den Grasfröschen lässt sich dieses Verhalten mitunter beobachten. Sie verlassen bei gutem Wetter oft die Teiche und Tümpel und klettern ebenfalls auf den Pflanzen nach oben.
„Wenn die Möwen zum Land fliegen, werden wir Sturm kriegen.“ Ob Sturm, Regen oder Unwetter – auf dem offenen Meer ist das kein Spaß. Auch die Möwen finden es nicht besonders angenehm, bei heftigen Windböen und starkem Wellengang Fische aus dem Meer zu fischen. Da fliegen sich doch lieber auf das Festland, wo sie in Ruhe ein paar Würmer aus dem Boden picken können.
„Wenn die Ameisen sich verkriechen, wird bald Regen vom Himmel gießen.“ Ameisenhaufen sind im Garten zwar eher unerwünscht, können allerdings auch als Wetterhäuschen dienen. Das emsige und nervöse Herumlaufen der Ameisen auf ihrem Haufen ist ein deutliches Signal für Regen. Die Ameisen bringen bei drohendem Wolkenbruch die Puppen nach oben, weil sich unten das Wasser sammelt. Rote Waldameisen verschließen sogar die untenliegenden Entlüftungslöcher mit winzigen Harzkügelchen, jedoch um das zu erkennen, muss man schon sehr genau hinsehen.
„Wenn die Amseln laut flöten nach langem Schweigen, wollen sie Sturm und Regen anzeigen.“ Den Wenigsten wird bekannt sein, dass die Amsel als „Regenvogel“ gilt. Zwitschert sie im Frühjahr übertrieben laut, ist das als ein untrügliches Zeichen für das Bevorstehen feuchten und milden Wetters zu sehen. Ist im Sommer der Amselgesang statt am Morgen und am Abend zu ungewöhnlicher Tageszeit besonders grell zu hören, tut man gut daran, Gewitter und länger anhaltendes Schlechtwetter ins Kalkül zu ziehen. Das Verhalten der meisten Singvogelarten richtet sich nicht nur nach der astronomischen Tageslänge, sondern wird auch durch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Druckschwankungen geprägt. Eine entscheidende Rolle spielt auch das Sonnenlicht, dessen spektrale Zusammensetzung und Helligkeit sich vor markanten Wetterumschwüngen ändert. Auf derartige Änderungen reagiert die Amsel in ihrem Gesang. Außerdem können sie jetzt fette Beute machen. Denn Regenwürmer und Nacktschnecken kriechen bei kommendem Regen ebenfalls an die Oberfläche. Unter der Erde könnten sie sonst unter den Wassermassen ersticken. Das Motto „I’m Singing in the Rain“ gilt übrigens auch für die Familie der Regenpfeifer. Flussregenpfeifer, Sandregenpfeifer und Goldregenpfeifer trällern vor dem Regen ihre schönsten Balladen. Diese Eigenschaft verschaffte ihnen auch den Namen.
Das englische Sprichwort „When cattle lie down in the pasture, it indicates early rain“, deutsch in etwa „Wenn Rinder sich auf die Weide legen, deutet das auf baldigen Regen hin“ hingegen bietet nicht so viel Wahrheitsgehalt. Laut dem Met Office, dem Wetterdienst des Vereinigten Königreichs, sollten sich die Menschen auf diese Regenvorhersage nicht verlassen. Als Herdentiere neigen Kühe dazu, das Verhalten der Artgenossen nachzuahmen: Wenn eine liegt, liegen schnell alle. Und im Normalfall liegen Kühe täglich über zwölf Stunden - egal, ob es im Anschluss regnet oder die Sonne scheint.