Bis zu 2.000 km: Gehörsinn von Tieren
Das Tierreich hat viel Außergewöhnliches beim Gehörsinn zu bieten. Oftmals haben Tiere ein unglaublich feines Gehör. Einige Tiere haben sogar keine Ohren und können trotzdem hören. Andere Tiere setzen ihre Ohren nicht nur zum Hören ein.
Der Schall wird in Hertz gemessen, also den Schwingungen pro Sekunde. Der Mensch hört bis zu 20.000 Hertz. Eine Fledermaus zum Beispiel hört bis zu 300.000 Hertz. Bei den Menschen kommt noch hinzu, dass bei steigendem Alter die Hörgrenze sinkt. Rund 2.000 Hertz pro Lebensjahrzehnt sinkt die Hörgrenze beim Menschen.
An Land hören Fledermäuse am besten, jedoch sehen sie fast gar nichts. Sie nehmen sehr hohe Töne war und benutzen ihr Gehör auch zur Orientierung. Im Verhältnis zur Körpergröße haben Fledermäuse die größten Ohren. Fledermäuse werden ca. 5 cm lang und haben ca. 4 cm lange Ohren.
Fledermäuse stoßen Töne im Ultraschallbereich aus, die wir Menschen nicht wahrnehmen. Diese Töne werden durch Objekte, wie z. B. einem Baum oder einer Beute reflektiert. Mit den Ohren wird diese Reflektion aufgefangen. Anhand der Reflektionszeit kann die Fledermaus einschätzen, wie weit das Objekt entfernt ist und in welche Richtung es sich bewegt.
Besser als Fledermäuse hören Delfine, deren Echolot-Ortungssystem ähnlich wie bei Fledermäusen funktioniert, aber noch besser ist.
Sie können gleichzeitig zwei Ultraschall-Clicks mit unterschiedlichen Frequenzen aussenden und dieses sogar in verschiedene Richtungen. Delfine können damit sogar durch den Sand am Meeresboden eingegrabene Fische orten.
Bekannt sind auch die Brunftgesänge bei einem anderen Meeressäuger, dem Wal. Diese haben eine so tiefe Frequenz, dass sie noch in 2.000 km von einem anderen Wal gehört werden. Diese Entfernung entspricht der von der Nordsee bis ins Mittelmeer.
Ein anderes Meerestier hat kein Gehörorgan. Tintenfische können nur rein visuell ihre Umgebung wahrnehmen. Oktopusse können dagegen jedoch nicht nur mit ihren Augen sehen, sondern auch über ihre lichtempfindliche Haut.
Die Haut übermittelt zwar keine Information ans Gehirn, aber sie ermöglicht es den Tintenfischen, ihre Tarnung an die Farbe der Umgebung anzupassen.
Ohren werden jedoch nicht nur zum Hören in der Tierwelt verwendet. Elefanten benutzen ihre Ohren nicht nur zum Hören. Sie wirken wie riesige Ventilatoren. Bei starker Hitze werden die Ohren mit zusätzlichem Blut versorgt. Elefanten fächeln dann mit ihren Ohren und das abgekühlte Blut fließt zurück in den Körper.
Die Afrikanischen Elefanten haben die größeren Ohren. Waldelefanten und Asiatische Elefanten haben dagegen kleinere Ohren, da sie vor allem unter einem tropischen Blätterdach leben.
Ähnlich wie bei Elefanten nutzt der Fennek seine Ohren auch zur Abkühlung. Mit seinen großen Ohren ist der Fennek – auch Wüstenfuchs – in der Lage, in der Nacht Mäuse, Eidechsen und Insekten zu jagen, die er mit dem Gehör lokalisiert.
Auch die Ohren der Luchse mit ihrem Haarpinsel haben einen besonderen Zweck. Die Haarpinsel sind wie Antennen und lenken den Schall in die Gehörgänge vom Luchs. Hierdurch kann der Luchs Geräusche wahrnehmen, die über 1 km weit entfernt sind.
Außergewöhnliche Ohren besitzen auch die Schleiereulen, die kaum zu sehen sind. Das eine Ohr liegt etwas höher als das andere. Dabei hört das eine Ohr nach unten und das andere nach oben. So können die nachtaktiven Eulen Schall aus allen Richtungen orten und faktisch 3D hören.
Eine weitere Besonderheit ist der namensgebende Federschleier in ihrem Gesicht. Dieser fängt leise Geräusche der Beutetiere ähnlich einer Parabolantenne auf. Die steifen Federn am Rand des Schleiers verstärken den Schall.
Meister im Ausrichten der Ohren sind auch Pferde, die ihre Ohren in mehrere Richtungen drehen können. Dadurch können sie besser orten, woher Geräusche kommen. In der freien Natur verlässt sich die ganze Herde auf das Gehör des sogenannten Wachpferdes, welches nach Gefahren Ausschau hält.
Effektiv drehen können auch Katzen ihre Ohren, sodass sie Geräusche aus allen Richtungen wahrnehmen. Zwar nicht so effektiv wie Katzen, können auch Hunde ihre Ohren drehen. Hunde und Katzen haben ein sehr feines Gehör.
Ein gutes Beispiel ist die Hundepfeife, die wir als Mensch nicht hören können. Hunde hören bis zu 50.000 Hertz und können so Herrchen oder Frauchen schon von weitem hören. Dasselbe gilt auch für Katzen, die bis zu 64.000 Hertz hören können.
Insekten haben Hörorgane, die mit den Ohren der Menschen vergleichbar sind. Allerdings werden diese nicht als Ohren bezeichnet, sondern als Tympanalorgane. Diese liegen meist jedoch nicht am Kopf, so zum Beispiel bei den Heuschrecken an den Kniegelenken oder bei anderen Insekten auf den Fühlern.
Keine sichtbaren Hörorgane haben Würmer, Schnecken und Schlangen. Daher glaubt man oft, dass sie nicht hören können. Sie nehmen Geräusche in Form von Wellen wahr. Mit einem sogenannten Innenohr können sie kleinste Vibrationen wahrnehmen. Schlangen legen ihren Kopf auf den Boden und jede Bewegung in der Umgebung wird als Vibration über den Unterkiefer in das Innenohr übertragen.
Allen Tieren ist gemeinsam, dass sie taub werden können. Durch Krankheiten, Bakterien oder durch Verletzungen kann der Gehörsinn beschädigt werden.